Das Konzept der „Ständigen Ausstellung“

Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit bestand in der Entwicklung eines Konzepts für die „Ständige Ausstellung“, das Herzstück in der Darstellung der Stadtgeschichte.

Aus naheliegenden Gründen haben wir uns dabei in einem ersten Schritt an der chronologischen Entwicklung der Stadt Düren orientiert. Müssen wir doch in dieser Beziehung Grundlagenarbeit leisten, d.h. vor allem auch erst einmal ermitteln, was überhaupt vorhanden bzw. zu beschaffen ist, um die Stadtgeschichte anschaulich dar zu stellen. Dieser Prozess wird sicher noch Jahre dauern.

Folgende „Knotenpunkte“ scheinen uns dabei von besonderer Bedeutung:


Frühzeitliche Besiedlung
Steinzeitliche Besiedlung ist anhand zahlreicher Funde im gesamten alten Stadtgebiet nachweisbar, allerdings keine Spuren einer Siedlung der Römerzeit innerhalb der mittelalterlichen Stadt. Einbeziehung der neuesten Forschungen von Heinrichs über die Existenz von „Marcodurum“ im Bereich von Mariaweiler.

Fränkische Besiedlung, Königliches Hofgut und Pfalz
Innerhalb der 747 als Versammlungsort genannten villa duria existierte westlich der 775 erstmals genannten Kapelle (Vorgängerbau der Annakirche) ein Königshof, der bis 774 zum palacium regium, einer königlichen Pfalzanlage, ausgebaut wurde. 747-779 war der Königshof bzw. die Pfalzanlage mehrfach Tagungsstätte für Gerichts-, Kirchen- und Reichsversammlungen. Kaiser Karl hat sich mehrfach in Düren aufgehalten, zuletzt 782.

Stadtwerdung und -befestigung
Nach der wahrscheinlichen Zerstörung 880/1 durch Normannen und dem 941 bezeugten Wiederaufbau der jetzt kleineren Kirche entwickelte sich in deren Umfeld eine Markt- und Gewerbesiedlung.
Die eigentliche Erhebung zur Stadt ist nicht überliefert, eine erste Erwähnung als städtische Siedlung datiert aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert, so dass für diesen Zeitraum der Beginn der Stadtbefestigung anzusetzen ist.


Düren als Marktflecken im Herzogtum Jülich, Handel und wirtschaftliche Entwicklung
Düren als Stadt der Märkte, 1325 erstmals Korn-, Vieh-, Hühner- und Brotmarkt genannt, die jeweiligen Örtlichkeiten erhalten entsprechende Straßenbezeichnungen.
Im 13. und 14. Jahrhundert wirtschaftliche Hochphase durch florierenden Woll- und Tuchhandel. Seit dem 15. Jahrhundert Metall und Textilien erzeugende und verarbeitende Gewerbe vorherrschend. Daneben bedeutender Wein- und Getreidehandel.


Düren als Wallfahrtsort nach dem Verbleib des Annahauptes in Düren
Den Verbleib der 1501 im Mainz gestohlenen Reliquie regelt eine päpstliche Bulle aus dem Jahre 1506. Danach Einsetzen einer lebendigen Wallfahrt. Annaverehrung als Ursprung der Annakirmes.

Kirchliches Leben
Neben der Pfarrkirche St. Martin bzw. St. Anna existierten bis zur Franzosenzeit teilweise bis zu 11 Ordensgemeinschaften / Klöster. Ab dem 16. Jahrhundert Aufkommen der reformierten Glaubensgemeinschaft.

Zerstörung Dürens 1543
Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen dem Herzogtum Jülich und dem deutschen Kaiser Karl V. wird Düren belagert und weitgehend zerstört.

Niedergang der Stadt im 30jährigen Krieg und in den französischen Raubkriegen
Die Einwohnerzahl sinkt auf die Hälfte, Gewerbe und Handel gehen drastisch zurück, die Einwohner müssen ungeheure Lasten durch ständige Einquartierungen, Kontributionen, Plünderungen ertragen.

Französische Herrschaft 1794 - 1814
Nach der Eroberung durch Napoleon zeitweise Eingliederung in den französischen Staat mit gravierenden sozialen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen.

Preußische Herrschaft  ab 1816
Die Niederlage Napoleons und die Entscheidungen des Wiener Kongresses führen das Rheinland nach Preußen, was für lange Zeit auf beiden Seiten zu Aversionen und Konflikten führt (Kulturkampf!).

Industrielle Revolution und Gründerjahre
Zahlreiche industrielle Entwicklungen legen den Grundstein für den späteren Reichtum von Stadt und Kreis Düren.

Entwicklung in der Wilhelminischen Zeit bis zum 1. Weltkrieg, Stadt der Millionäre
Sprunghaftes Wachsen der Stadt mit weitgehender Niederlegung der alten Stadtbefestigung, (teilweise) Weltgeltung der Dürener Industrieprodukte, Organisation der Arbeiterschaft in Gewerkschaften und Parteien, Förderung der Kultur auch durch Neubau des Stadttheaters und des Leopold-Hoesch-Museums, Bau des Krankenhauses und des Neuen Wasserturms.

Krisen- und Blütezeiten der Weimarer Republik
Inflation, Separatismus, vorübergehende Stabilisierung des parlamentarischen Systems, Weltwirtschaftskrise mit sprunghaft ansteigender Arbeitslosigkeit und Arbeiterunruhen.

Nationalsozialismus und Schicksal der jüdischen Gemeinde
Auch die vermeintliche katholische „Resistenz“ verhindert nicht die Machtübergabe an die Nazis und die totale Durchdringung von Staat und Gesellschaft. Die einst blühende jüdische Gemeinde wird – anfangs durch Emigration, später durch Deportation und Ermordung – vor aller Augen vernichtet.

II. Weltkrieg, Zerstörung am 16.11.1944
Aufgrund ihrer Lage im äußersten Westen des Reiches wird Düren sowohl in die Kriegsvorbereitungen (Westwallbau, OT) und die anfänglichen „Erfolge“ (Zwangsarbeiter und Stalag VI H), aber auch in die totale Niederlage in Form des Angriffs am 16.11.1944 unmittelbar einbezogen.

Wiederaufbau, Stadt der 1950er Jahre
Trotz der nahezu totalen Zerstörung erfolgen schnelle Wiederbesiedlung und langsamer Wiederaufbau an gleicher Stelle. Dabei in weiten Teilen Gestaltung als prototypische Stadt der 50er Jahre.

Ausdehnung der Stadt infolge der kommunalen Neugliederung
Nach langwierigen Diskussionen und teilweise intensiven Auseinandersetzungen Festlegung der heutigen Stadtgestalt durch Eingliederung von insgesamt zehn bisher selbstständigen Gemeinden des Umlandes. Seither rund 90.000 Einwohner.